Mährischer Correspondent, návštěva Františka Josefa I. na Moravě v září 1862, Rajhrad, Sokolnice, Tuřany

Mährischer Correspondent, č. 218, 21. září 1862

Brünn, 20. September.
* (Empfang Sr. Majestät des Kaisers.) Se. Majestät der Kaiser werden Sonntag den 21. Nachmittags 4 Uhr in Raigern eintreffen und von da in bereit gehaltenen Hofequipagen die Reise nach Sokolnitz fortsetzen. Für das kaiserliche Gefolge sind 20 Fiaker von Brünn nach Raiger dirigirt worden. Die Reise erfolgt nicht auf der Straße, sondern auf Feldwegen, welche zu diesem Behufe von den Gemeinden in guten Stand versetzt worden sind.
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In Brünn wird Se. Majestät bekanntlich am Dörnrössel vom Gemeindeausschuße empfangen werden, welcher dem Rossitzer Bahnhofe gegenüber sich aufstellen wird. An den Platz, welchen der Gemeindeausschuß einnehmen und welcher mit Flaggen und Fahnen, dann Laubgewinden decorirt werden wird, wird sich das Bürgercorps anreihen. Der Rossitzer Bahnhof wird imposant decorirt und der Raum vor demselben geebnet werden, damit sich auf demselben das dem Empfange beiwohnende Publikum sammeln könne.

Dem Vernehmen nach werden am Rossitzer Bahnhofe auch die Bergleute der Rossitzer Kohlenwerke in der Grubenkleidung aufgestellt sein.

Wie wir vernehmen, trifft auch die Bevölkerung Anstalten, um den Empfang festlich zu gestalten, soviel es die Zeit erlaubt, werden die Straßen, durch die der Kaiser fährt, mit Fahnen und Decorationen aller Art geschmückt sein.

Mährischer Correspondent, č. 219, 23. září 1862

Der Kaiser in Mähren.

Brünn, 22. September.
Gestern betrat unser Kaiser abermals den mährischen Boden, und das treue mährische Volk betrachtet dies als ein bedeutendes Ereigniß, dem es in allbewährter Anhänglichkeit an seinen Monarchen mit ungetheiltem Jubel entgegejauchzt.

Ob Slave, ob Deutscher, in dem Einen Gefühle der Liebe zum Kaiser und der Dynastie begegnen sich beide Volksstämme, und dieses Gefühl ist eines der wichtigsten und unauflöslichsten Bande, welches die beiden Nationalitäten an einander und an das einheitliche Kaiserreich kettet. Umsonst werden die Nationalitätenhetzer von einem Könige sprechen, der deutsche und der slavische Mährer kennen nur einen österreichischen Kaiser, und in der Wohlfahrt des Monarchen und des Gesammtstaates erblicken sie auch das Gedeihen der eigenen Verhältnisse und das des Kronlandes Mähren.

So oft unser Kaiser den mährischen Boden zu einem längern Aufenthalte betrat, knüpfte sich an denselben eine bedeutende Thatsache.

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Ankunft Sr. Majestät des Kaisers in Mähren.

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Alle Bahnhöfe, von Lundenburg angefangen, waren festlich decorirt und längs der Bahnlinie hatte sich das Landvolk mit Musik und Fahnen aufgestellt und begrüßte den Monarchen mit enthusiastischen Hochs, Vivats und Sláva's.

Der Bahnhof in Raigern war mit Obelisken aus grünen Tannenreisern und Fahnenreihen geschmückt und die Ausgänge mit Inschriften versehen.

Als der kaiser den Eisenbahnwagen verließ, wurde er mit den freudigsten Zurufen begrüßt und es erwarteten ihn hier nicht allein die Vorsteher der Gemeinden, sondern zahlreiches Landvolk in den buntesten Trachten, sowie Weiber und Kinder.

Se. Majestät fuhr über die Landwege gegen Sokolnitz zu. Den Zug eröffnete der Graf Mittrowsky im Wagen stehend und gekleidet in der Militär-Uniform. Diesem folgte der Wagen des Statthalters.

In dem Wagen Sr. Majestät saß auch Se. k. k. Hoheit der Herr Erzherzog Carl Ferdinand.

Schon der nahe Bahn-Viaduct war decorirt und in der Nähe von Klein-Raigern war ein Triumphbogen aufgestellt, auf dem ein riesiges S. V. (Sláva) prangte. Von den Thürmen des Klosters Raigern wehten die kaiserlichen Fahnen, das Portal des Klosters war in mehr kirchlicher Form verziert.

Auf den Landwegen stellten sich die Gemeinden mit mährischen Fahnen auf, worauf die Namen der Gemeinden zu lesen waren.

In der Gegend von Sokolnitz, dort, wo die Straßen nach Turas und Raigern sich kreuzen, war eine große Triumphpforte angebracht. Es erhoben sich vier Säulen, aus Ackerwerkzeugen und Feldfrüchten gebildet. Rechts und links waren mährische Adler und in der Mitte der Reichsadler angebracht. Die Pforte trug die Inschrift: Sláva našemu nejmilostivějšímu císaři pane a markhraběti. (Ein Hoch unserem allergnädigsten Kaiser und Markgrafen.)
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Mährischer Correspondent, č. 220, 24. září 1862

Tagesnachrichten.

Brünn, 23. September.

* (Zum Empfang des Kaisers.) Die Ankunft Sr. Majestät erfolgt wahrscheinlich in der eilfren Stunde Vormittags und wird Se. Majestät den Weg über Nennowitz und Kumrowitz nehmen. Um Dörnrößel findet die Begrüßung von Seite des Gemeinde-Ausschußes und des Bürger-Corps statt, welche dem Rossitzer Bahnhofe gegenüber Aufstellung nehmen. Dieser Platz ist mit Flaggen, Fahnen und Festons geschmückt; demselben gegenüber vor dem Bahnhofe erheben sich zwei Pyramiden mit Inschriften, ein Mast mit einer mächtigen kaiserlichen Flagge, dann Pyramiden mit Emblemen des Bahnbetriebes und mit geflügelten Rädern an der Spitze. Vor dem Bahnhofe wird der Männergesang-Verein und der Turnverein, mit ihren Fahnen, die Turner im Turngewande, sich aufstellen und den Kaiser begrüßen.

Se. Majestät nimmt den Weg durch die in der Kundmachung des Bürgermeisters bezeichneten Straßen, wo bereits Vorbereitungen zur Decorirung der Häuser getroffen werden, so bei der Offermann´schen Fabrik, die mit Blumen und Laubgewinden verziert wird, am Eisenbahn Viaducte, der mit dem Reichswappen, dann Eisenbahnemblemen und Fahnen geschmückt wird. Der Weg vom Viaducte zum Ferdinandsthore ist beiderseits durch Fahnen in den österreichischen, mährischen und städtischen Farben markirt, das Thor selbst mit ebensolchen Fahnen und Festons von Tannenreisern decorirt. Vom Rathhausthurme werden Fahnen in den österreichischen, mährischen und städtischen Farben wehen.

Mährischer Correspondent, č. 221, 25. září 1862

Tagesnachrichten.

Brünn, 24. September.

* (Decorirungen.) Die Decorirung der Häuser in der Stadt und den Vorstädten ist in Anbetracht der kurzen Zeit, die zur Ausführung gegeben war, im Allgemein schön und geschmackvoll zu nennen. Der Anblick von der Ferdinandsgasse gegen die Sattlergasse zu ist wegen der Menge der Flaggen, worunter wir auch viele riesige schwarz-roth-goldene bemerkten, imposant zu nennen. Am reichsten und schönsten ist das Haus des Ritter v. Herring decorirt, von welchem Monstre-Fahnen in österreichischen und mährischen Farben, vom 2. Stockwerke bis zum Erdgeschosse hängen. In der Sattlergasse hat der Schneidermeister Hr. Kutschenreiter die Plattform seines Gewölbes mit einem ganzen Blumengarten geziert, und in der Ferdinandsgasse prangt das Gebäude der Finanzlandesdirection in einem ganzen Walde von grünem Laubwerk, das sich geschmackvoll um das ganze Gebäude hinzieht. Vor dem Café Bayerl in der Rennergasse steht ein großes Bild des Kaisers reich mit Blumen begränzt. Am Dornich ist der Eingang zu dem Hause des Hrn. Feegrecht sinnreich und geschmackvoll verziert, wo ein "Willkommen" in Rosa auf weißem Grunde dem Kaiser entgegenblickte.

Herr Offerman hat seine Fabrik geschmackvoll verziert und an einer Stelle des Gebäudes einen ganzen Blumentempel errichten lassen, in welchem die Büste Sr. Majestät aufgestellt ist. Am Kiosk ist das Gebäude, wo sich die Apotheke des Herrn Glaßner befindet, mit kleinen Fahnen in allen Farben reich und geschmackvoll verziert. In der Nähe des Palais Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Carl Ferdinand wehen vom Klein´schen Hause riesige Flaggen und Herr Flesch hat seinen Bauplatz mit einem Wald von Bäumen maskiren lassen. Ueberall sah man das Streben, soviel als möglich zu leisten und den Empfang des Kaisers festlich zu gestalten