Moravská orlice a heraldika: Carniolia Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben, 1842

Následuje přepis části textu uměleckého vyprávění o heraldických významech ze seriálu na pokračování vydaného na začátku 40. let 19. století v Carniolia Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben, ve které se autor zabývá barvami bílou a červenou. Pro orientaci byly zvýrazněny zajímavé pasáže. Barvy moravské orlice jsou tu v roce 1842 viděny jednoznačně. Autor, jak vidno, stále ještě žije ve světě, který stříbrnočervené šachování moravské orlice přijímá za samozřejmost.

CARNIOLIA
ZEITSCHRIFT
für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben.

Redigirt von Franz Hermann von Hermannsthal.
IV. JAHRGANG.

No 79. Montag am 31. Jänner 1842.

Heraldische Episteln
Von Nominalis
Weiß und Roth.
(Fortsetzung)
Gleichwie also dargethan worden, daß schon in der vorösterreichischen heidnischen Zeit Weiß und Roth heraldische Grund- und Lieblingsfarben um und an der Donau gewesen, vorbedeutend den Geschmack der Oesterreicher an diesen Farben, also vernehmen Sie, wie seit dem dreizehnten Jahrhunderte daß genealogische Weiß und Roth der österreichischen Babenberger seine heraldische Anziehungkraft bewährt hat. War es nicht der silberne zweigeschwänzte Löwe im rothen Schilde, dem es nach des letzten Babenbergers tragischem Ende unter vielen Bewerbern gelang, in's rothe Nachbarfeld vorzudringen, mit einem Sprunge über die Donau zu setzen, und sich des silbernen Querbalkens zu bemächtigen, sofort den feuersprühenden Panther der Steiermark zu kirren, sich den roth eingefaßten Hut der Windenmark aufzusetzen, und sich mit den Geschlechtsverwandten drei Löwen Kärntens, wie auch mit dem Adler Krains zu befreunden? Dieses letztere war dem klugen, doppeltgeschwänzten, goldgekrönten Silberlöwen um so leichter, als er den mährischen und schlesischen Adler über die Alpen durch die blauen Lüfte vorausgesendet hatte, wohl wissend, daß sich das heraldische Geflügel leichter unter sich als mit den Vierfüßlern verständigt. Zur größeren Sicherheit scheint sich auf jener Fahrt der mährische Adler in die gemeinschaftlichen österreichisch-böhmischen Grundfarben gekleidet, und mit der alten Krone des großmährischen Reiches geschmückt zu haben, dadurch geschehen, daß in den Gegenden von Marburg, Mareith, Mährenberg die alten Erinnerungen an die mährische Dynastie des Privinna, Kogel und Brazlaw wieder erwachten und dem Silberlöwen gleichsam den Weg bahnten. Wie gut dies Alles berechnet war, hat der Erfolg gezeigt. Der krainische Adler fand so viel Geschmack an den böhmisch-österreichischen Grundfarben, daß er in der Folge einen Theil seiner Brust damit bedeckte, und dadurch seine Sympathie für den mährischen Adler heraldisch bethätigte. Alle diese Wunder wirkte das alte geheimnißvolle Weiß und Roth im genealogischen Wappen Oesterreichs, und war darob neben großem Erstaunen mancher Neid und Verdruß unter den heraldischen Thieren durch die weiten Gaue Großdeutschlands. Denn der zweigeschwänzte böhmische Silberlöwe, im Besitze des österreichischen silbernen Querbalkens, herrschte von der Ostsee bis an das adriatische Meer in stolzer Größe, und schien mitten im Jammer der kaiserlosen Zeit den goldnen Glanz des heiligen römischen Reiches verdunkeln zu wollen. Da wendete der deutsche Reichsadler schnell hin gen Schwaben den Höhen zu, die ihre riesigen Häupter der Sonne entgegen strecken, und in dem Aargau angelangt, ließ er sich auf den Trümmern von Vindonissa nieder, die Habsburg und ihren gekrönten rothen Leu im goldenen Felde forschenden Blickes betrachtend. Dann hob er sich, und als er die kräftige Burg dreimal umkreiset, eilte er nach Basel, dem Grafen Rudolph des Reiches Schwert zu überbringen, und ihm als seinem Herrn zu huldigen. Mahnend an die Tage Karl´s des Großen und ewigen Ruhm verheißend, befahl er dem rothen Löwen, des Goldes alten Sonnenglanz zu schirmen wider des Silbers Kühnheit und um sich greifende Herrschermacht im Osten des heiligen römischen Reiches. Da regte sich´s in allen Wappenkammern Deutschlandsß; von allen Seiten her flogen, rannten, schritten, krochen die heraldischen Thiere, Adler, Greife, Löwen, Wölfe, Büffel, Drachen u. s. w. in kampfbegieriger Hast dem rothen Löwen zu. Ein deutscher Lanzenwald bewegte sich die Donau abwärts. Es galt, dem zweigeschwänzten Silberlöwen den Silberbalken Oesterreichs, und was daran hing, zu entreißen. Sagen Sie nun selbst, war es nicht die Farbenverwandschaft zwischen Habsburgs rothem Leu und Oesterreichs rothem Wappenfelde, daß sich die genealogischen Wappen der Habsburger und österreichischen Babenberger nun für ewige Zeiten mit einander vereinigten?