Moravia, 1846 - vysvěcení vlajky olomouckého ozbrojeného měšťanského sboru 20. září 1846

Moravia ein Blatt zur Unterhaltung, zur Kunde des Vaterlandes, des gesellschaftlichen und industriellen Fortschrittes. Noviny Moravia byly vydávány v letech 1838-1848.

Moravia, Brünn, 29. září 1846, č. 117, s. 465:

Moravia.

Ein Blatt zur Unterhaltung, zur Kunde des Vaterlandes, des gesellschaftlichen und industriellen Fortschrittes.

Redakteur: Johann Ohéral.

Neunter Jahrgang.

Brünn, 1846. N° 117. Dienstag den 29. September.

Die Fahnenweihe des Olmützer bewaffneten Bürger-Corps am 20. September 1846.

Die glorreichen Monarchen Oesterreichs haben der Bürgerschaft der königl. Hauptstadt Olmütz in huldreicher Anerkennung ihres treuen und ehrenhaften Verhaltens in den Tagen der Feindesgefahr viele Gnaden und Auszeichnungen verliehen, welche in den Blättern der heimatlichen Geschichte eben so als ein unsterbliches Denkmal der Herrscherhuld prangen, wie sie die Reihen der Bürger immerdar befeuern werden, sich auch in künftigen Fällen durch freudige Darbringung von Gut und Blut für das Heil des Kaiserhauses, des Vaterlandes und der Heimatstadt der allerhöchsten Begünstigungen würdig zu machen.

Als besondere Zeichen der Huld Sr. k. k. apostol. Majestät Ferdinand I. und Maria Anna, der hohen Kaiserin werden von dem Olmützer Bürger-Corps, die demselben durch a. h. Entschließung vom 20. Jänner 1844 "ausnahmsweise und aus besonderer Gnade" ertheilte Bewilligung, die bei der k. k. Armee eingeführten Abzeichen in der bisherigen Weise tragen zu dürfen, und die durch a. h. Entschließung vom 25. April l. I. an das Olmützer Bürger-Corps erfolgte Verleihung einer k. k. Leibfahne*, endlich das von Ihrer k. k. Majestät, der regierenden Kaiserin Maria Anna hiezu erhaltene, wahrhaft kaiserlich ausgestattete Geschenk eines herrlichen Fahnenbandes** im tiefsten Dankgefühle erkannt.

Se. fürstl. Gnaden, der allverehrte Oberhirt und Erzbischof, Maximilian Joseph, den Bürgern dieser Stadt von jeher mit auszeichnender Gewogenheit zugethan, hat zu deren hoher Freude sich entschlossen, zur Verherrlichung des Festes, die Weihe dieser neuen Fahne am 20. September l. J. j in eigener Person zu vollziehen.

Dieses seltene, in später Zukunft kaum wiederkehrende Fest, zu welchem Stabs-und Oberofficiere, dann Mitglieder der Bürger-Corps von Brünn, Prag, Wien, Pest, Sternberg, Kremsier, M. Neustadt u. A. erschienen sind, ward am 19. Sept. Abends mit einem, von der Musik-Bande des Bürger-Corps in Begleitung einer Anzahl Fackeln tragender Bürger ausgeführten Zapfenstreiche eröffnet.

Festliche Reveille-Musik ertönte am Morgen des eigentlichen Weihetages durch die Stadt, vom Rathhause flaggten Fahnen in den Landesfarben, die Volksmenge drängte sich durch die Gassen, namentlich um den zur Abhaltung der Feierlichkeit an der h. Dreifaltigkeits-Statue aufgerichteten, geschmackvollen Altar.

Gegen 9 Uhr rückten die auf dem Niederringe in vollster Parade ausgestellten 6 Compagnien des Bürger-Corps, nachdem die alte Fahne vom Rathhause abgeholt worden war, mit klingendem Spiele auf den Oberring ab, wo die Aufstellung in zweckmäßiger Form statt fand, und die Ordnung durch k. k. Militärspaliere erhalten ward.

Hier hatten sich bereits Se. königl. Hoheit Erzherzog Ferdinand Victor von Oesterreich-Este, die Fahnenpathin, Ihre Excellenz. Freiin von Lauer, der k. k. Rath und Bürgermeister als Oberst des Bürger-Korps, die hohe k. k. Generalität, viele k. k. Staabs- und Oberoffiziere, die Vorstände der Dikasterien u. Unterrichtsanstalten, das bürgl. Offizier-Korps der vertretenen Städte, das hochw. getreue Metropolitan-Kapitel und andere Gäste versammelt. Nachdem Se. fürstl. Gnaden in feierlicher Auffahrt mit dem Hofstaate erschienen waren und den zubereiteten erzbischöflichen Sitz eingenommen hatten, ging nach dem Militär-Reglement die übliche Abholung der neuen Fahne und ihre Niederlegung auf den, vor dem Altare hiezu, zwischen dem Betpulte des Korps-Obersten und Ihrer Excellenz der Fahnenpathin vorgerichteten Tisch vor sich, worauf die Ceremonie mit einer, von Sr. Hochw. dem Probste und Dom-Kapitular Eduard Ritter von Unckhrechtsberg vorgetragenen Rede begann. Hierauf folgte das unter zahlreicher Assistenz von Sr. fürstlichen Gnaden gefeierte solenne Hochamt, dessen Hauptmomente (...)

*Weiß, mit roth-weiß-gelb-schwarzer Einfassung; auf der einen Seite das große k. k. Staatswapen, auf der anderen das Bildniß der Himmelskönigin auf der Weltkugel stehend, und der Schlange den Kopf zertretend.

** Grün, mit prachtvollen, in Silber nach Bas-Relief-Art ausgeführten Arabesken, mit Silberfransen an den Enden, an deren 4 Seiten die Landes-Patrone Mährens, Cyrill und Methud, die heil. Stadtpatronin Paulina, das k. k. österreichische und konigl. Sardinische Familienwapen, dann das Olmützer Stadtwapen in meisterhafter Stickerei abgebildet sind. Auf der einen Seite der Bandfläche liest man die für das Bürger-Corps so ehrenvollen Worte: „Nemini fide secundi“ („Sie stehen an Treue Keinem nach!“) auf der anderen Namen der kaiserlichen Spenderin: „Maria Anna, Austriae Imperatrix.“